THE BREATHTAKING 50´s MUSICAL FROM CAPETOWN
KAT AND THE KINGS
by DAVID KRAMER & TALIEP PETERSEN
Die Presse
Einfach nur Be-Bop-a-Loo-Bop
Das Fifties-Musical “Kat and the Kings” im English Theatre: Mitwippen ist das Mindeste.
“Sing Be-Bop-a-Loo-Bop und du kannst nicht viel falsch machen.” Fast wäre man versucht, diesem Sinnspruch von Kat Diamond im Musical “Kat and the Kings” heftig zuzustimmen. Wäre da nicht der historische Hintergrund des Stücks, der zeigt: Man kann alles richtig machen, aber wenn man es als Schwarzer oder Farbiger im Südafrika der Apartheid macht, dann hilft das nicht.
Das klingt jetzt reichlich trüb – und wird damit dem Musical “Kat and the Kings” im Vienna’s English Theatre überhaupt nicht gerecht. Denn in dem Stück geht es alles andere als trübe zu: Es erzählt die Geschichte einer Rock’n‘Roll-Gruppe nach amerikanischem Vorbild, die aus Farbigen besteht, im Kapstadt der Fünfzigerjahre: die “Cavalla Kings”. An den gesetzlichen Bestimmungen und der allgemeinen rassistischen Stimmung zerbricht die Gruppe, die sonst großen Erfolg haben hätte können. Die Historie ist präsent, beinahe schon kindgerecht vereinfacht, man scheut sich in der Inszenierung von David Kramer (der das Stück auch mit Taliep Petersen geschrieben hat) auch nicht vor Kitsch wie Goldstaub.
Macht alles nichts, denn im Mittelpunkt des Musicals stehen flotte Rhythmen, kreisende Hüften und viel Humor. Danny Butler gibt einen nostalgisch-selbstbewussten alten Kat Diamond, Emraan Adams ist sein junges Alter Ego, zukunftsfroh-träumerisch. Der Rest der Truppe: Loukman Adams als casanovahafter Bingo, Abigail Petersen als ernste, ehrgeizige Lucy, Elton Landrew als kurzbehoster Quietschesänger Magoo, Munthir Dullisear als liebenswert-zahnlos dämlicher Ballie. Sie alle bringen mit den packenden, eingängigen Fifties-Rhythmen ungeahnten Schwung auf die Bühne.
Höhepunkt des Abends ist die Show der “Cavalla Kings”, die sie in einem Hotel in Durban auf die Beine stellen, bevor die Truppe endgültig auseinander bricht. Untertags müssen sie als Kofferträger und Kellner arbeiten, abends dürfen sie im Hotel auftreten. Mit einem flotten Musikkabarett mit Slapstick-Choreografie und einer Menge clownesken Elementen: Da knickt schon mal eine präparierte Blume ein, wenn von einer hässlichen Frau gesungen wird, da wird schon mal mit Wasserpistolen ins Publikum gefeuert, bevor selbiges freundlich, aber bestimmt zum Mitklatschen aufgefordert wird, da treten schon mal ausgewachsene Männer mit hochtoupierter Blondperücke auf. Mitwippen ist dann schließlich das Mindeste, so manchen Zuseher hat es aus dem Sitz gehoben und das Tanzfieber gepackt. Verständlich: ein Riesenspaß, gute Musik, bestgelaunte Darsteller – was will man eigentlich mehr? Leichte Muse, na und. Immerhin Muse.
cb
23.März 2003
KURIER
Shoeshine & Sunshine
“Capetown Sunshine” und heiße Rhythmen der Fifties gastieren nach zuletzt fulminanten Erfolgen bereits zum dritten Mal sieben Wochen lang in Vienna’s English Theatre – und rufen in Erinnerung, dass sich das Ende der Apartheid in Südafrika heuer zum zehnten Mal jährt: “Kat and the Kings” – 1999 als das “Beste neue Musical” mit Londons Olivier Award ausgezeichnet – spielt zur Zeit von Hüftschwung-Elvis und Bubidoo-Marilyn, als Bill Haley, Fats Domino und Chubby Checker die Teenager reihenweise in Ohnmacht fallen ließen.
Kat Diamond (Danny Butler), ein gealterter Schuhputzer, blickt auf die 50er und 60er Jahre im multi-ethnischen District Six in Kapstadt zurück, wo er als 17jähriger, überzeugt davon, der beste Tänzer und Sänger im Grätzel zu sein, gemeinsam mit seinen drei Freunden Ballie, Magoo und Bingo – Swing in den Beinen, Spielkarten in der Hand und Mädchen im Kopf – von einer Welt ohne Apartheid träumte.
Die farbige Boygroup kommt, in Gesang, Tanz und Styling gedrillt von Magoos Schwester Lucy, unter dem Namen der Zigarettenmarke “Cavalla Kings” zu lokaler Berühmtheit – und löst sich wieder auf. Was bleibt, ist die Hoffnung auf ein toleranteres Afrika, in dem niemand mehr nach der Hautfarbe beurteilt wird, und in dem die Musik alle Bevölkerungsgruppen vereint. – Ein Musical-Revival für Herz und Ohren ! –
Werner Rosenberger
23.März 2003