SLEUTH

by Anthony Shaffer
16 Jan - 25 Feb 2017
 
 

WIENER ZEITUNG


Durch den Kakao gezogen

(…) Das stimmungsvolle Bühnenbild von Judith Croft, der altmodisch eingerichtete Wohnraum eines englischen Landhauses, lässt auch gleich erwarten, dass mysteriöse Ereignisse ihren Lauf nehmen werden. Hier lebt der selbstgefällige Krimi-Autor Andrew Wyke, der den jungen Liebhaber seiner Frau, Milo Tindle, zu sich gebeten hat.

(…) Bei Philip Darts gediegener Inszenierung in Vienna’s English Theatre kommen nicht nur jene, die den überraschenden Verlauf noch nicht kennen, auf ihre Rechnung. Der von kriminalistischen Spielchen und Utensilien Besessene, seine Verletzlichkeit hinter einer großspurigen Fassade verbergende Andrew Wyke ist bei Jonathan Coote in guten Händen. Als Milo Tindle gewinnt Chris Polick, nun schon zum dritten Mal an dieser Bühne zu Gast, im Verlauf der Vorstellung immer mehr an Profil und Brillanz. Völlig unauffällig agiert nur Neville Spencer als Inspector Doppler. Alles in allem: Game, Set und Match an Vienna s English Theatre!

Heiner Boberski
19.01.2017
 

DIE PRESSE


Ein Spiel mit Verbrechen – nur die Leiche fehlt

Anthony Shaffers Krimiklassiker „Sleuth“ wird von Philip Dart liebevoll im Stil der Dreißigerjahre inszeniert: Der Wortwitz ist wichtiger als die Gewalt, in zwei Stunden „Good Old England“.

(…) Als Anthony Shaffers bis heute beliebtes, zweimal fürs Kino verfilmtes Kriminalstück 1970 in Londons West End uraufgeführt wurde, gab es noch keine Handys, sondern klobige Tischtelefone, keine Personalcomputer, sondern mechanische Schreibmaschinen.

Das englische Drama, das diese Woche in Wien Premiere hatte, passt gerade noch in diese Zeit. Eigentlich ist es sogar ein wenig älter, so wie das Bühnenbild von Judith Croft, die Miniaturausgabe eines schmucken britischen Herrenhauses. In solch einem Set wirken „well made plays“ der Dreißigerjahre im Geist Agatha Christies besonders gut.

Regisseur Philip Dart hat auf solche Umstände liebevoll Rücksicht genommen. Seine zweistündige Inszenierung von „Sleuth“ ist als Übung in Nostalgie gelungen: Wir befinden uns in „Good Old England“, dort klärt man Verbrechen mit Scharfsinn und Understatement auf.

(…) Es geht um einen mit allen Mitteln der Perfidie inszenierten Machtkampf: Ein reifer Autor von Detektivgeschichten, Andrew Wyke (Jonathan Coote), lädt einen jüngeren Mann in sein Haus ein und kommt sofort zur Sache: Milo Tindle (Chris Polick) hat ein Verhältnis mit Wykes Frau begonnen. Der scheint nichts dagegenzuhaben, sondern froh darüber zu sein, sie an den Liebhaber loszuwerden. Angeblich.

(…) Coote und Polick spielen diesen rasanten, wortspielreichen Krimi sprachlich souverän und in den entscheidenden Momenten mit körperlicher Intensität – wenn auch nicht so dämonisch wie einst Olivier und Caine.

Norbert Mayer
20.01.2017
 

KURIER


Wenn zwei Männer Mörder spielen…

Kritik. Krimi-Klassiker mit Verblüffungsgarantie: Anthony Shaffer“Sleuth” in Vienna‘s English Theatre

“Sleuth”, der mehrmals u. a. mit Michael Caine und Jude Law verfilmte Thriller von Anthony Shaffer, auf der Bühne: Da fühlt man sich in Vienna s English Theatre mitunter in die gemütliche Atmosphäre eines Agatha-Christie-Krimis versetzt.

(…) Das wirkt zwar ein wenig angestaubt, hat aber in Philip Darts solider Inszenierung durchaus Spannung und Tempo. Im scheinbar harmlosen Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem betrogenen Ehemann – Jonathan Coote gibt den Kriminalschriftsteller und souveränen Zyniker Andrew Wyke – und Milo Tindle (Chris Polick), dem jungen Liebhaber seiner Frau, geht‘s im Grunde

nur darum, den anderen mit diabolischer Lust zu demütigen. (…) Dass der Diebstahl allerdings in einem lächerlichen Clownkostüm ausgeführt werden soll, hätte Milo Tindle eigentlich warnen müssen. So aber nimmt ein teuflisch ausgeklügeltes Spiel voll überraschender Wendungen seinen Lauf…

Werner Rosenberger
19.01.2017
 

DER NEUE MERKER


(…) Ein Stück wie dieses muss schnell gespielt werden, und dafür sorgt Regisseur Philip Dart, wie Dart-Pfeile schnurren und treffen die Pointen, die Jonathan Coote als Andrew Wyke serviert, wobei der Darsteller einen wahren Rekord an Schnellsprechen hinzulegen scheint (manchmal vielleicht zu atemlos, man kommt ja nicht einmal zum Lachen). Chris Polick als Milo Tindle ist langsamer, bedächtiger, natürlich liebenswerter, obwohl er im zweiten Akt als Verwandelter (Todesangst geht an niemandem spurlos vorüber) in eine neue Souveränität hineinwächst.

Möglicherweise geht das Spiel am Ende unentschieden aus. Gewinner ist das Publikum – wenn man sehr gut Englisch spricht.

Renate Wagner
19.01.2017