IL FAUT QU’UNE PORTE SOIT OUVERTE OU FERMÉE
d’Alfred de Musset
précédée d’un lever de rideau La clef du grenier d’Alfred, d’Isabelle Andréani
LA PRESSE :
Télérama :
(…) Au lieu d’associer cette courte pièce d’Alfred de Musset (1810-1857), comme il est de tradition, Isabelle Andréani a eu l’excellente idée d’imaginer un dialogue entre le cocher et la servante de l’auteur. Une manière érudite et légère d’évoquer celui qui connut, notamment, une liaison tumultueuse avec George Sand. Xavier Lemaire et Isabelle Andréani nous offrent un délicieux moment de théâtre. En sortant, on n’a qu’une envie : se (re)plonger dans l’oeuvre d’Alfred de Musset.
Marianne :
…Le charme de cette délicieuse scène de (futur) ménage entre une marquise fine mouche et un comte un peu balourd ne s’est pas éventé avec le temps. Et d’autant moins qu’elle est astucieusement habillée d’un prologue et d’un épilogue moderne dont les protagonistes sont les domestiques de M. de Musset, dont les rôles et les sentiments –théâtre dans le théâtre – se confondent avec ceux des personnages de la pièce. (…) On prend un plaisir extrême à ce texte qui badine bien entre l’amour des mots et les mots de l’amour.
Figaro Scope :
La pièce est un petit chef d’oeuvre, ça ne fait aucun doute. …Isabelle Andréani et son camarade Xavier Lemaire la jouent avec tout leur coeur, leur finesse et leur vivacité. Un vif plaisir.
DIE PRESSE
L’Amour ist ein französisches Soufflé
Das English Theatre zeigt ein Gustostück ironischer Romantik: Alfred de Mussets “Il faut qu’une porte soit ouverte ou fermée” („Eine Tür muss entweder offen oder geschlossen sein“). Noch bis Samstag zu sehen.
Die Liebe ist eine alte Dame, nur ihre Kostümierung ändert sich mit dem Zeitgeist – oder ist es andersrum? Die Liebe ist immer jung, belehrt der Graf die Marquise: Nur die Art sie auszudrücken ist alt und abgeschmackt. Gibt es Unoriginelleres und zugleich Echteres unter der Sonne als ein „Ich liebe dich“?
Ein französisches Soufflé über die Liebe und das Reden darüber wird derzeit wundervoll leicht und luftig im English Theatre serviert. „Il faut qu’une porte soit ouverte ou fermée“ („Eine Tür muss entweder offen oder geschlossen sein“) stammt vom Romantiker Alfred de Musset und besteht im Original aus einem sprachlustigen Dialog zwischen einer Marquise und einem sie besuchenden Grafen. Er ist in sie verliebt, sie in ihn, zeigt es aber nicht, sondern bringt ihn mit ihrer Spitzzüngigkeit zur Weißglut.
Die Marquise gefällt sich nämlich gerade in der Mode ihrer Zeit, der abgeklärten Fadesse, sie gibt vor, nicht mehr an die Liebe zu glauben und befiehlt dem armen Grafen Originalität – als ob ein wirklich Liebender jemals originell sein könnte. In Wahrheit freilich befindet sie sich selbst im Dilemma – wie kann man in einer Zeit, in der das Reden über die Liebe zum geistreichen, raffinierten Spiel hochkultiviert wurde, noch erkennen, wo es ernst wird?
Sex-Botschaften an George Sand
Für gewöhnlich wird das Stück mit einem anderen von Musset, nämlich „Caprice“, gekoppelt, Isabelle Andréani und Xavier Lemaire, Regisseure und Schauspieler zugleich, haben es stattdessen mit einer Rahmenhandlung versehen: Kutscher und Dienstmädchen des Dichters kramen auf dem Dachboden, inspizieren Manuskripte und beschließen, das Stück gemeinsam zu rezitieren.
Der Einfall ist so sinnvoll wie charmant: Nicht nur, dass so die verschämt-umwegige Liebesgeschichte von Graf und Marquise auf Dienstbotenebene gespiegelt wird – vor allem bringt die Rahmenhandlung dem Zuschauer den nicht mehr allzu bekannten Alfred de Musset näher. Oder wer weiß heute noch, wie raffiniert sich Musset und seine zeitweilige Geliebte, die Dichterin George Sand, in Briefen über die Liebe unterhielten? Lässt man jeweils eine Zeile aus oder liest nur die ersten Wörter jeder Zeile, so kommt zwischen den blumig-allgemeinen Floskeln ein drastisch-konkreter Sex-Dialog zum Vorschein, der selbst eineinhalb Jahrhunderte später in dieser Zeitung lieber nicht zitiert wird…
sin
13.01.2011
WIENER ZEITUNG
Brillante Dichtkunst auf staubigem Speicher
Unordnung auf der Bühne des English Theatre. Soll das Publikum so darauf vorbereitet werden, dass nicht englische Schicklichkeit, sondern kreatives Chaos nach französischer Art auf dem Programm steht? Schon bald erkennt man: Wir befinden uns auf einem Speicher. Aber nicht irgendeinem Speicher, sondern dem Speicher des Schriftstellers Alfred de Musset. Dort suchen sein Kutscher und seine Zofe einen Pferdeharnisch. Beim Stöbern stoßen sie auf Manuskripte und Briefe des Dichters.
Wechselweise rezitieren sie daraus, bis sie schließlich bei “Il faut qu’une porte soit ouverte ou fermée” landen. Dieses kurze Stück Mussets ist ein Dialog voll Finesse zwischen einer emanzipierten Marquise (Isabelle Andréani) und einem tolpatschig-ungestümen Grafen (Xavier Lemaire). Es entspinnt sich ein Liebesspiel gespickt mit Esprit und Charme, in dem sowohl Lemaire als auch Andréanie eine verzaubernde sprachliche Gewandtheit an den Tag legen.
Andréani wechselt meisterhaft zwischen den Rollen der Marquise und Zofe. Das von ihr verfasste Vorspiel auf dem Speicher setzt das Stück gekonnt in den Kontext von Mussets Welt, seinen Ansichten und nicht zuletzt seinem leidenschaftlichen Liebesverhältnis zur Autorin George Sand.
Dass französische Spitzenmimen in Wien auftreten, kommt nicht alle Tage vor. Fast könnte man empfehlen, das Stück auch ohne Französischkenntnisse zu besuchen, um in den Genuss hoher französischer Schauspielkunst zu kommen.
Alexander U. Mathé
13.01.2011
KRONENZEITUNG
Schäferstündchen auf dem Dachboden: Isabelle Adreani und Xavier Lemaire spielen Mussetw
Spiel mit viel Esprit
Einen Theaterabend mit viel französischem Esprit – das bietet Vienna’s English Theatre mit einer Gastproduktion des Atelier Theätre Actuel: „Il faut qu’une porte sofft ouverte ou fermee”. Ein bezaubernd frischer Einakter (von Alfred de Musset/ Isabelle Andreani) bietet eine vergnügte und vergnügliche Liebesgeschichte.
Die Sympathiewerte stimmen vom ersten Moment an. Denn schon das Bühnenbild verführt in das poetische, liebevoll inszenierte Chaos.
Es ist ein unaufgeräumter Dachboden, auf den es die beiden Darsteller Isabelle Andreani und Xavier Lemaire wie auch das Publikum im English Theatre verschlägt, ein Dachboden, der voll kleiner Geheimnisse und genussvoll gehegtem Ramsch ist. Hier eine Puppe, dort ein Gemälde oder ein Spiegel. Nicht zu vergessen die bedachtvoll drapierten Spinnweben! Ein Raum jedenfalls, der sich fürs Theaterspielen vorzüglich eignet; denn in diesem stimmungsvollen Durcheinander darf die Phantasie ihren freien Lauf entfalten, dürfen die Gefühle des Paares Leonie und Edouard emporkeimen.
Es sind der Kutscher und das Stubenmädl von Alfred de Musset, die an diesem Ort eine Stunde lang zusammenfinden, und bei ihrer gemeinsamen Suche nach dem Pferdegeschirr werden sie tatsächlich auch fündig: sie entdecken nicht nur hohe wie auch neckische Literatur aller Art, sondern auch die gemeinsame Liebe zum Theaterspielen – und Gefühle füreinander.
All das in einfachem, aber gerade darum so wirksamem Bühnenagieren: Zwischen Ulknudel und romantischer Dame, zwischen Kudern und Kokettieren reißt Isabelle Andreani – die den Abend auch inszeniert hat – die fröhliche Zuneigung des Publikums an sich, plastisch und lebhaft, spielerisch und gerissen ist sie. Dazu kann Xavier Lemaire,in der Partie des Geliebten tadellos mit halten.
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Oliver A. Láng
13.01.2011